6
Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
stand vom Thron gestürzt und floh zu den Römern, die ihm in Italien eine sumtntus Freistatt gewährten. Dann fand Arminius den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verräterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man warf ihm vor, er habe nach der Königskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die römische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den späteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegründet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt.
Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Römerreichs. Nur das südwestliche Deutschland besetzten die Römer und Greäehr schützten es durch eine Grenzwehr, die etwa von der Mündung der Lahn renz e i. ^ ^ Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und. Graben, Warttürmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die Saalburg bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist.
Die Germanen.
Germanische § 6. Wirtschaft und Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. ^ großes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte große Viehherden ernähren; aber nur selten traf man auf bestellte Äcker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur für ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum am Grund und Boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was man an Geräten, Waffen und Kleibnng brauchte, fertigte man meist selbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegenstände von Händlern, so z. B. Salz. Metalle und Waffen. Erst als römische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. H. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhäusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Dörfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Germanen nicht; ihr Freiheitsgefühl empörte sich gegen das enge Zusammenleben hinter Stadtmauern.
Völler- Die Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen schäften.in ^ Völkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen sind die Friesen an der Nordsee, die Chatten im
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Grotenburg Detmold Rhein Donau Deutschland ^_Rhein Regensburg Wall Saalburg Homburg Deutschland Nordsee
128
C. Länderkunde.
§ 200. Föhn, Lawinen. Der Föhn ist ein warmer Südwind, der
vom Mittelmeer über die Alpen weht. Durch seine Trockenheit und seine
oft orkanartige Stärke bringt er den Alpenbewohnern Gefahren: man löscht
das Herdfeuer, um Brände zu verhüten. Der Schnee wird außerdem durch
die Lawinen in die Tiefe geschafft. Der dabei erzeugte Windstoß reißt
ans weite Strecken Gebäude und Wälder nieder; was von der Lawine über-
deckt wird, ist vernichtet. Durch bauliche Anlagen s„Verbannng") und Be-
Waldung sucht mau in bewohnbaren Tälern der Lawinengefahr vorzubeugen.
78. Zurückgegangener Gletscher im Pitztal (Tirol).
Der von den Firnfeldern der Höhe herabfließende Gletscher ist, wie auch die übrigen Gletscher der Alpen,
in den letzten Jahren sehr zurückgegangen. Die beim Abtauen liegengebliebenen Steine, das sogenannte
Moränengeröll, kennzeichnen aus dem Talboden und an den Hängen die frühere Ausdehnung des lang-
sam fließenden Eisstromes.
$ 201. Die Alm. Von der Schneegrenze bis etwa 1800 m abwärts
reichen die „Alpen" (b. h. Wiesen oder Matten), die in Tirol Almen (Alm)
genannt werden. Sie sind mit einem dichten, blumenreichen Grasteppich
bedeckt, der den Kuhherden der Sennen Nahrung bietet. Die Sennen be-
wohnen die Alm vom Spätfrühling bis zum September; ihre Hütten be-
stehen aus roh gezimmerten Balken, die flachen Dächer aus Holzfchiudeln,
die mit Steinen belegt sind. (Warum?) Die Milchwirtschaft ans der
Alm liefert den berühmten Schweizerkäse. In den steilen Wänden und
Schroffen, die die Matten überragen, ist die Gemse zu Hanse, während
der einst in den tieferen Gegenden weitverbreitete Steinbock infolge der
unausgesetzten Jagd aus den Deutschen Alpen verschwunden ist.
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252
C. Länderkunde,
129. Das Nilstaubecken bei Assuan in Oberägypten.
(Nach einer Zeichnung von i!, F. Dickinson aus der „Illustrierten Zeitung" in Leipzig,)
Die gewaltige, 1800 m lange Sperrmauer durchzieht den Nil im Gebiete seiner letzten Stromschnellen, die
von den Nilbooten in einer Reihe von Treppenschleusen umgangen werden. Im Staubecken liegt die be-
rühmte Insel Philä mit wertvollen Ruinen altägyptischer Tempelbauten. Schon jetzt bespülen die Nilfluten
zur Zeit des Hochwassers die Grundmauern der Ruinen, bei der geplanten Erhöhung des Dammes um
7 m aber werden sie die Insel ganz überschwemmen.
130. Die Pyramiden von Gizeh.
Von Kairo führt eine schnurgerade, mit prachtvollen Bäumen bestandene Strafe durch Pflanzungen hinaus
in die Wüste zu den drei großen Pyramiden (die des Cheops 140 m). Rechts dürftige Fellachenhäuser
aus Nilschlamm gebaut, mit Schilf oder Zweigen gedeckt.
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Vertag der Wuchtjandkung des Waisenhauses in Kasse a. d. S.
Kleine Stcratslehre
für
höhere Lehranstalten
von
Dr. Ariedrich Weuöauer,
Direktor des Lessing-Gymnasium- in Frankfurt a. M. gr. 8°. geh. Ji 0,50.
Volkswirtschaftliches im Geschichtsunterricht
von
Dr. Ariedrich Weubauer,
Direktor des Lessing-Gymnasiums in Frankfurt a. M. gr. 8°. geh. Ji 1,20.
Der Unterricht in der Geschichte.
Von
Dr. Ariedrich Weuöauer,
Direktor de? Lessing-Gymnasiums in Frankfurt a. M. gr. 8°. geh. Ji 0,50.
Was ist Deutsch?
Eine Kaisergeburtstagsrede
von
Dr. Ariedrich Meuöauer,
Direktor des Lessing-Gymnasiums tn Frankfurt a. M.
Zweite Auflage. 8. geh. Ji 0,50.
Wcrs ist preußisch?
Eine Kaisergeburtstagsrede von
Wrof. Mruno Keöestreit,
Direktor des Gymnasiums in Mühlhausen.
__________ 8. geh. Ji 0,50.
Im Anschluß an das Lehrbuch der Geschichte von Fr. Neubauer erschien:
Bilderanhang
unter Berücksichtigung der Auttirrr- und Kunltgefchictzte
für die Wetehrung itx Schule und Kcrus herausgegeben von
Dr. Hzernhard Seyferl.
370 Abbildungen mit erläuterndem Text.
Lex. 8°. geh. Ji 3,—.
Buchdruckerei des Waisenhauses in Halle a. d. S.
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120 Europa.
e) Das pontische Tiefland umfaßt die weidereiche pontische
Steppe rt. vom Schwarzen Meer. Im Frühjahr ist die weite Steppe ein
großer Gras- und Blumenteppich mit einer oft geradezu wunderbaren Farben
pracht der Blüten, belebt von zahlreichen Viehherden und allerlei wildem
Getier. In den Rohr- und Schilfwaldungen der Flutzufer nisten zahllose
Mengen von Wasser- und Singvögeln. Noch vor Eintritt des heißen
Sommers sammelt der Steppenbauer Heuvorrat für den Winter ein. Die
Sonnenhitze verwandelt die Steppe in ein ausgesengtes, staubiges Gelände.
Nicht selten artet das „Abbrennen der Steppe" zu verheerenden Steppen-
branden aus. Endlich ergrünt die Steppe noch im kurzen Herbstschmuck, wo-
rauf der Winter mit heftigen Schneestürmen auftritt.
Das Klima Rußlands ist ausgeprägtes Landklima (S. 91). Die
Gegensätze in der Erwärmung sind überall groß, sie nehmen nach 0. mit
der Entfernung vom Ozean zu. Im X. und No. von Moskau treten
jährlich Kältegrade von —40° auf, bei denen das Quecksilber erstarrt. Zu-
weilen fällt das Weingeistthermometer bis auf —50°.
„Es ist nicht möglich, die feierliche llnheimlichkeit zu beschreiben, die unter
der Herrschaft jener fürchterlichen Kälte im Freien obwaltet? fo
etwas muß man erlebt haben, um es zu verstehen. Das Quecksilber ist längst
zum festen Metalle erstarrt und läßt sich zu Kugeln formen und schneiden
und hämmern wie Blei' das Eisen wird spröde und Beile springen wie
Glas. Das Holz wird nach Maßgabe der in ihm enthaltenen Feuchtigkeit
härter als Eisen und widersteht der Axt. Hell krachend platzen mit mächtigen
Schüssen ringsum die Bäume des Urwaldes- ihnen antwortet gleich dem
Kanonendonner ferner Batterien ein dumpf nachtönendes, unterirdisches
Knallen, das die Erde erschüttert und vom Bersten der Eisdecken, sowie des
gefrorenen Bodens herrührt."
Rußland ist eins der waldreichsten Länder Enropas. Bären
und Wölfe siud in Rußland noch sehr hänfig. In den großen Wäldern
Litauens kommt noch der Wisent vor.
2« Die Bewohner. Rnßland weist unter allen Bewohnern Europas
das bunteste Völkergemisch auf. Trotzdem erscheint hier die Einheitlichkeit
mehr gewahrt als in Österreich-Ungarn, da 3/4 der Bevölkerung dem
rnssischen Volke und der griechisch-orthodoxen Kirche angehören.
Größtenteils sind Slaven vertreten. 4/s der russischen Bevölkernng ist ohne
Schulbildung.
Der größere Teil der Russen besteht aus den frohmütigen, gewandten
Großrussen, der kleinere Teil aus den mehr an der Scholle hastenden
Kleinruffen und den gutmütigen, ärmlichen Weißruffenin Weftrußland.
Das kühne Reitervolk der Kosaken ist nur zum Teil rein russischer Ab-
stammung, zum Teil ein Mischvolk von Russen und Tataren.
Unter den andern Völkern der mittelländischen Rasse sind zu
nennen: die katholischen Polen (im Weichselgebiet) und Litauer im Gebiet
des Njemen, die evangelische deutsche, lettische und schwedische Be-
völkerung in den Ostseeländern, die Rumänen und Griechen an den
Küstenländern des Schwarzen Meeres und Juden, die zahlreich im Reiche
zerstreut wohnen und Handel treiben.
Die Deutschen (2 Mill.) im russischen Reiche sind hauptsächlich aus
drei Gebiete verteilt, a) In den baltischen Provinzen sind es Nach-
kommen jener Deutschen, die zur Zeit der Ritterherrschaft und der Hansa das
Land kolonisierten, oder die Siedelungen stammen aus späterer Zeit. Die
berühmtesten aller städtischen Kolonien ist die in St. Petersburg, die der
eigentliche Mittelpunkt des ganzen deutschen Lebens in Rußland ist. Bei
Petersburg Schwabensiedelungen aus der Zeit Katharinas Ii.
b) Das zweite Gebiet der deutschen Kolonisten sind die W^o lgakolonien,
in der Nähe der Städte Ssamara, Ssaratow und Sarepta. Diese
Niederlassung ist von Herrenhutern gegründet und erfreut sich ganz besonderer
Blüte, c) Endlich sind die Ansiedlungen in^Südrußland, im Gebiet
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Südamerika. 79
Dann sind die Llanos fatit, gelb, staubig und heiß; die spärlichen Bäume
ragen trübselig iu die flimmernde Luft. Das Laud gleicht einem reifen
Getreidefelde, dessen Halme düuu gesät stehen. Im trocknen Schlamm
halten Krokodil und Wasserschlange ihren Sommerschlaf, Nach den Regen,
die dem höchsten Sonnenstande folgen, wird das Gefilde ein wogendes
Grasmeer; dann sprießt überall das Grün hervor und nährt Rinder, Pferde
und Wild. Die geringe Bevölkerung, vielfach Mulatten, treibt Viehzucht
und etwas Ackerbau, meist auf Einzelgehöften.
Die Telvas sind Wälder, die sich zu beiden Seiten des Amazonenstroms
ausbreiten und das größte tropische Tiefland der Erde bedecken. Wo
entspringt der Strom? In gewaltigen Engen durchbricht der Amozonenstrom
die Ostketten der Kordilleren und tritt in die Ebene, die er mit seinen Neben-
flüssen einst anschwemmte. Die Mündung macht den Eindruck, als ob sich
ein Süßwassermeer mit dem Ozean verbände. Der nördliche Mündungsarm
ist so breit wie die Entfernung Helgoland—bremerbaven. Der Amazonen-
strom entwässert das größte Stromgebiet der Erde und führt von
allen Flüssen dem Ozean das meiste Wasser zu.
Die große Feuchtigkeit und überaus gleichmäßige Wärme bringen eine
wundersame Üppigkeit im Pflanzenwuchs hervor, so daß ein dämmergleiches
Waldesdunkel im Urwalde herrscht.
Die reiche Tierwelt verschwindet fast im dichten Wald, große Tierformen
fehlen; hauptsächlich sind Wald- und Wasfertiere vertreten. Zu jenen
gehören die behenden Kletteraffen, das Faultier, der räuberische
Jaguar, von diesen sind vertreten das Wasserschwein, das Krokodil,
die in ungezählter Menge vorkommenden Schildkröten und Fische, die
Hauptnahrung der Indianer. Der Reichtum an Insekten ist groß, be-
sonders an Schmetterlingen und Käfern, die Formen in ihrer außer-
ordentlichen Schönheit find ohne gleichen. In den Bäumen leben zahlreiche
Papageien und Tauben.
Die Selvas sind sehr dünn bevölkert und werden wirtschaftlich wenig
ausgenützte Kautschuksammler durchschwürmeu das weite Gebiet; Ackerbau
und Viehzucht wird ab und zu getrieben. Durch die Kautschukausfuhr ist
Para zum zweiten Hafen Brasiliens geworden, der 1. Kautschukhasen
ist Manäos.
Die Pampas erfüllen mit ihrer n. Fortsetzung als ausgeprägt flaches
Tiefland den Raum zwischen Kordilleren und deni Bergland von Brasilien.
Früher war die Pampa ein Meer, das die schmutzig trüben Fluten des
Paraguay ^paragwä-i) und Para na (d. i. Wasser) zuschwemmten. Noch
jetzt wirkt sie in ihrer gewaltigen Einförmigkeit meeresgleich. Wenn auch
meist ausreichend durchfeuchtet, so ist doch die Pampa flußarm. Das
ganze Jahr brausen die Winde über die Grasflur und lassen schwer den
Baumwuchs aufkommen.
Infolge zahlreicher Einwanderung von Europäern wurden die
Gräser, Kräuter und Stauden der Steppe von europäischen Nutzpflanzen und
Bäumen, wie Weizen, Lein, Luzerne — Weiden, Pappeln, Aprikosen, Apfel-
bäumen und Feigen, verdrängt. Hier wie in Chile macht die angebaute
Gegend vielfach den Eindruck, als ob man durch europäische Felder wanderte.
Aus Einzelhöfen werden zahlreiche Herden von Schafen, Pferden und
Hornvieh, insgesamt 150 Mill. Tiere, gehalten und von den Gauchos
(gäutschos) bewacht. In den Pampas weiden die meisten Schafe der Welt.
Endlos dehnen sich Drahtzäune aus, die die Weiden einschließen.
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§ 18. Das Festland Australien mit Tasmanien.
35
hohen Randgebirge, welches die ö. Küste in ihrer ganzen Ausdehnung
begleitet. Der sö. Teil, die Austral-Alpen, steigt immounttowns-
end bis 2200 m auf. Dies Gebirge ist reich an Metallen, besonders
Gold, und an Steinkohlen.
3. Klima. Wegen des Randgebirges, welches den feuchten, von
der See wehenden So.-Passat an seinen Höhen aufnimmt, ist das
ganze Innere von einer fürchterlichen Dürre. Nur im Sommer bringen
die nw. Monsun-Winde Nordaustralien starke Regen, welche aber ziem-
lich unregelmäßig fallen und selten bis Südaustralien vordringen.
. 4. Kultur. An der regenreichen Ostküste finden sich alle Tropen-
pflanzen in dichter Fülle, dem großen Innern sind, dem trockenen Klima
entsprechend, die Eukalypten (bis 150 m hoch) mit ihren immergrünen,
zähen Blättern und die Casuarinen mit fächerartigen Blättern eigen-
tümlich. Da diese Bäume wenig dicht stehen, bieten sie geringen Schatten.
Die Steppe wird von dem Scrub bedeckt.
Ebenso seltsam ist die Tierwelt, welche in ihren Formen beweist,
daß dieser Erdteil frühzeitig von dem übrigen Festland getrennt ist.
Charakteristisch sind die Beuteltiere, besonders das Känguruh, ferner die
eierlegenden Säugetiere, das Schnabeltier und der Ameisenigel. Die
Vogelwelt ist reichhaltig vertreten; es gibt hier den weißen Adler und
schwarzen Schwan, den Emu, eine Art Strauß, und die buntgefiederten
Papagnen und Kakadus. Als einziges Haustier wird von den Ein-
geborenen der Dingo, ein wolfsähnlicher Hund, benutzt.
Erst die Europäer haben seit der dauernden Besiedelung die hei-
mischen Nutzpflanzen und Tiere, welche dort vorzüglich fortkommen, ein-
geführt. Getreide, besonders Weizen, Wein, Obst (vorzüglich auf Tas-
manien) bringen reichen Gewinn, Rinder, und vor allem ungeheure Schaf-
Herden weiden auf den nutzbar gemachten Steppen, so daß Australiens
Wolle den ersten Platz auf dem Weltmarkt inne hat, die verwilderten
Kaninchen und zahllosen Sperlinge richten zum Teil großen Schaden an.
Der Reichtum der Gebirge an der Ostküste und in Tasmanien
gibt eine gute Ausbeute an Kohlen und Metallen.
5. Bevölkerung. Die Urbewohner sind die wegen der Ungunst
des Landes armseligen Australneger, die auf einer geringen Kulturstufe
stehen, sich von den dürftigen Erzeugnissen der Pflanzen - und Tierwelt
nähren und ständig an Zahl abnehmen (zur Zeit kaum 100000).
Von Europäern entdeckten zuerst die Niederländer von ihren oft-
indischen Besitzungen aus unter dem kühnen Seefahrer Abel Tasman
(1642) das Festland, nachdem der portugiesische Weltumsegler Magalhaens
(1521) einige australische Inseln gesehen hatte. Nach Tasman ist noch
3*
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C. Südamerika. 227
136. Steppe mit Lateritboden am Orinoko in der Regenzeit.
Laterit, eine Tonerde, ist der Rückstand völlig verwitterten Gesteins. Er ist ziegelrot, eisenreich und der
Nährboden der Urwälder bei guter, der Steppen bei wechselnder Befeuchtung. Die Blöcke auf der Steppe
bestehen aus härterem Brauneisenstein. Der blasse, weichere Boden ist vom Regen stärker fortgewaschen.
137. Steppenbuschwald auf Lateritboden am Orinoko während der Trockenzeit.
Das Gras ist verdorrt und abgebrannt, die Bäume haben ihr Laub verloren. Das Bieh muß in feuchteren
Talrinnen Nahrung suchen. — In Afrika nimmt der meist fleckig aussehende, tiefgründige (bis 5g m) Laterit-
boden die Hälfte der gesamten Bodenflsche ein. Auch im mittleren Südamerika und in Indien ist er weit
verbreitet. (Aufnahmen von Prof. Dr. Passarge.)
15*
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108 A. Allgemeine Erdkunde. — Vi. Pflanzen- und Tiergeographie.
schößlingen oder in dem Ausstreuen von Samen. Unter den Tieren sind die
Vögel und Insekten am besten zum Wandern befähigt, am wenigsten die
niederen Tiere. Für die passive Pflanzenwanderung gibt es verschiedene
Transportmittel. Die Keime neuen Pflanzen- und Tierlebens, manche Pflanzen
und Tiere werden durch Winde, Flüsse und Meeresströmungen, durch Vögel,
Jusekten und andere Tiere in ferne Gegenden befördert.
Vor allem aber hat der Mensch, absichtlich und unabsichtlich, zur Ver-
breitung der Pflanzen und Tiere beigetragen. Ihm ist es zu danken, daß
die verschiedenen Nutz- und Zierpflanzen in alle ihren Anbau gestattenden
Landschaften Eingang gefunden haben, und die Haustiere überall ein-
geführt fiud.
b) Hindernisse der Verbreitung. Der räumlichen Verbreitung der Orga-
nismen stellen sich anderseits bedeutende Hindernisse in den Weg. So
bilden Moore, Wüsten, Hochgebirge, Meere und Meerengen unüberwindliche
Schranken. Auch Menschen und Tiere hindern oft die Verbreitung oder engen
sogar die Lebensgebiete ein.
$ 81. 3. Die Pflanzen- und Tierzonen.
a) Beziehung zu den Klimazonen. Bei der Abhängigkeit des Pflanzen-
lebens von den klimatischen Verhältnissen sowie bei dem engen Zusammen-
haug zwischen dem Klima und der Pflanzenwelt einerseits, der Tierwelt
anderseits müssen Flora und Fauua der verschiedenen Klimazonen ver-
schieden sein.
b) Tie verschiedenen Pflanzen- und Tierzonen im einzelnen. 1. Die tro-
pische Zone. (Die Zone der Urwälder und Savannen.) An den Westseiten der
Kontinente und im Innern der Festländer wird sie von ausgedehnten Wüsten
und Steppen begrenzt. Im tropischen Urwalde ist das Pflanzenleben in einer
Fülle und Mannigfaltigkeit entwickelt, wie sonst nicht mehr auf der Erde. Die
Gebiete mit längerer Dürre und in höherer Lage find von Savannen bedeckt;
das sind Grasfluren mit vereinzelten Holzgewächsen, welch letztere stellenweise sich
zu Waldinseln zusammenschließen. Längs des Grundwasserstreifens der Flüsse wird
die Savanne vielfach vom Urwalde als „Galeriewald" (Bild 145) in schmaler Linie
geschnitten. Nach dem Wüstengürtel hin wird die Savanne allmählich znr dürftigen,
baumlosen Steppe. —Der Charakterbaum, das „Attribut der senchtheißen Tro-
pen", ist vor allem die Palme. Ihre Verbreitungsgrenze fällt auf weite Strecken
mit der die Tropenzone begrenzenden Vegetationslinie zusammen.
Die Tierwelt der Tropenzone hat da.nk der unerschöpflichen Lebensfülle ihres
Wohngebietes zahlreiche Formen von bedeutender Körpergröße aufzuweisen, so
riesige Säugetiere, wie Elefant, Nashorn, Rhinozeros, und ungemein große In-
selten, z. B. Tagschmetterlinge u. a. Zahlreich vertreten sind die Vögel, zum großen
Teile prächtig gefiedert; auf dem Boden Hausen Schlangen, Kröten und Frösche,
auf den Bäumen Klettertiere, nämlich Affen, Flattertiere; in den Gewässern leben
Krokodile.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Die Lüneburger Heide an der mittleren Üulje. Jm iöegen|at} zu Den üetraajtuajen sugem an Der oberen Luhe zeigt hier Die Landjchaft eine
sanftwellige Form. In ihrer tiefsten Rinne führt der Fluh seine stets klaren Wasser in Schlangenwindungen durch moorige Wiesen der Ilmenau *u. Wo der
Sandboden lehmhaltig ist, liegen im Windschutz knorriger Eichen, öfter umhegt mit einem Walle von Findlingsblöcken, umgeben von Wiesen und Äckern, nieder-
sächsische Langhäuser. Sie bilden zugleich Wohnstätte, Viehstallung und Scheuer der mühsam arbeitenden Heidebauern. Der Schäfer treibt seine Herde auf die
feuchteren Landstriche, u>o Binsen, Sauergräser und Sumpsheide (Erica) locken. Die kiesreichen Stellen schmückt im Frühling gelbblühcnder Einster, der jetzt im
Mittsommer dunkle Schoten trägt. Nun ist die Heide am schönsten. Sie schimmert und duftet im Purpurgewande des blühenden Sandheidekrautes (Calluna),
soweit das Auge über die menschenleere Fläche mit silberstämmigen Birken, mit Eichen, Wacholdern und Kieferngehölzen dringt.
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